Werte vs. Bedürfnisse

 Auszug aus einem Post bei LinkedIn:

"Ich wünsche Niemandem etwas Böses. …aber: Bei manchen Menschen wünsche ich mir, dass sie sich einmal selbst begegnen!
Jede/r hat ja eigene Werte, ich behaupte aber, dass der Großteil sogar die gleichen Manieren als Grundlage lernt („der Knigge der Erziehung“). Und dann kommt das Leben. Das lehrt jedem etwas anderes und auch in anderer Intensität.
Doch in meinen Augen sollte das kein Grund sein
Freundlichkeit,    Respekt,    Anerkennung,    Ehrlichkeit,    oder auch Verlässlichkeit...
zu vermeiden.

Was denkt ihr? Gibt es da Ausnahmen?"


Zitat Ende

Meine Antwort:
Zunächst einmal tief Durchatmen. Gedanken sortieren.
Ja, das ist alles gar nicht so einfach... Du fragst, was ich denke? 

Ich denke, dass Werte viel mit Bewertung zu tun haben. Und das führt schnell mal zum Konflikt, weil kaum jemand gerne (kritisch) bewertet werden möchte.

Wir, bei der Gewaltfreien Kommunikation, suchen immer wieder das Verbindende zwischen den Menschen, und das sind nicht die Werte sondern eher die Bedürfnisse. 
Bedürfnisse sind "Dinge", die alle Menschen brauchen..., z.B. Raum und Schutz, Autonomie und Gemeinschaft, sowie gesehen werden, gehört werden und, ja sogar: geliebt werden. 
Nur manchmal verhalten sich Menschen so unglücklich, dass es einem schwer fällt, ihnen zuzuhören. Und dann kann man auch kaum die eigentliche Aussage hinter den (bösen) Worten hören. Und dann fällt es einem auch besonders schwer, diesen Menschen liebevoll entgegenzugehen.

Marshall B. Rosenberg hatte den Ansatz: Jeder Mensch tut in jedem Moment seines Lebens sein schönstes und bestes, was ihm zur Verfügung steht, um sich ein Bedürfnis zu erfüllen. Und er ging davon aus, dass Menschen freiwillig gerne zur Erfüllung eines Bedürfnisses beitragen.

Nur manchmal sind Menschen (über Jahre) so sehr in Not geraten, haben so viele unerfüllte Bedürfnisse in ihrem Leben angehäuft, dass deren Schönste und Beste nicht gerade viel ist, nicht gerade lebensfreundlich für andere ist...

Die Lösung besteht darin, sich gegenseitig an den "Ohren zu ziehen", bis beide jeweils die Bedürfnisse des anderen hören können. Und wenn beide gegenseitig den Schmerz des anderen wahrnehmen und diesen anerkennen. Dann kann Verbindung entstehen und Heilung geschehen.